Wien, 16. Oktober 2018
Mit freundlicher Genehmigung der WILD UND HUND lesen Sie hier aus "Asches letzter Bissen" Dr. Florian Asches persönliche Eindrücke der 10-Jahres-Feier unseres Lehrgangs:
Im Festsaal der Universität für Bodenkultur ist es brütend heiß, schwül und stickig. Kaiser Franz Josef kann das nichts anhaben: Er blickt in vollem Ornat milde von der Wand. Mein Hemd klebt am Körper, und die Stirn glänzt wie ein Wachsapfel. Doch innerlich fühle ich mich von einem kühlen Windchen gestreichelt angesichts der belebenden Atmosphäre des einsetzenden Festaktes. Die Fakultät feiert das 10-jährige Bestehen des Lehrgangs zum Akademischen Jagdwirt. Die Vizerektorin hat sich eingefunden, ebenso wie ein veritabler Ehrensenator, viele Alumni und allerlei Funktionäre der österreichischen Jagd. Gewohnt souverän führt der nicht jagende Ordinarius Klaus Hackländer die lodengrüne Schar durch das Festprogramm, um eine Idee zu ehren, die seit zehn Jahren jagdliche Praxis mit akademischem Anspruch verbindet. Einige Grußworte werden vorgetragen, ein Rückblick sowie ein Ausblick, und schließlich ergreift Valerius Geist, einer der bedeutenden Wildbiologen aus Kanada, das Wort zum Thema Wolf. Dieser in unzähligen Wildniswintern ergraute Doyen der Wildforschung und ausgewiesener Experte ist sicherlich nicht jedermanns Sache.
Als er apodiktisch verkündet: "Der Wolf ist nicht geeignet, um in einer Kulturlandschaft Mitteleuropas zu leben", denke ich an die vielen Grauhundenthusiasten in meiner Heimat, die so gar nichts von solchen Botschaften wissen wollen. Dementsprechend heftig wird Geist im Internet angegriffen. Einige halbmilitante Wolfslobbyisten würden seine Beerdigung jeder anderen Vergnügung vorziehen. In Wien hingegen genießt Geist ein warmes Willkommen. Die Jäger des Alpenraums wissen einfach zu gut, was ein streng geschützter Wolfsbestand für die Almviehkultur Österreichs bedeuten würde.
Doch man muss gar kein Wolfsskeptiker sein, um diesen Abend in vollen Zügen zu genießen. Allein in der hochwertigen akademischen Auseinandersetzung von Jagd, Ökologie und Ökonomie steckt ein Eigenwert, den wir in Deutschland schon längst nicht mehr im Auge haben. Schließlich ist es uns gelungen, nicht nur tatenlos bei der Zerschlagung der bedeutendsten Jagdbibliothek Deutschlands zuzusehen, sondern auch die Abschaffung des Göttinger Instituts für Jagdwissenschaft mit einem Achselzucken hinzunehmen. Hierzulande müssen Spitzenforscher sehen, woher sie die dürftigen Drittmittel bekommen. Ein Expert wie Sven Herzog fällt hier erst auf, wenn einmal eine Tageszeitung seine exponierten Aussagen zu drucken beliebt. In Österreich ist die Wildbiologie und Forschung hingegen stetiger Begleiter der Jägerschaft und die Wissensbasis, auf deren Grundlage sie mit anderen Interessensgruppen diskutieren kann. Das bedeutet keinesfalls, dass es die Jagd im Alpenraum immer leichter haben muss. Im Gegenteil.
Der "Verein gegen Tierfabriken" ((VGT) eines Martin Balluch stellt immer wieder eine Herausforderung an die Nehmerqualitäten des ländlichen Raumes dar. Unter dem Gütesiegel einer angeblich tierschützenden Organisation versteckt sich nicht anderes als ein knallharter Tierrechtsclub, für den Hausfriedensbruch, Jagdstörungen, üble Nachrede und Beleidigungen keine Probleme sind, wenn es darum geht, Spenden zu akquirieren. Wenn sich dabei auch noch ein wenig Sozialneid mobilisieren lässt, dann ist es nur umso besser. Auf diese Weise hat es Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof zum Lieblingsgegner dieser Truppe gebracht, öffentlichkeitswirksam als Gatterjägermeister denunziert. Um dessen Jagdgatterbetrieb zu schließen, ist dem VGT keine Aktion zu heikel. Ebenso steif weht die Brise der Prädatorenbejagung entgegen oder der Winterfütterung. Es ist die akademische Jagdwissenschaft, die in solchen Fällen die blödsinnigsten Auswüchse der Jagdgegner verhindert. Gerade sie trägt dazu bei, dass die Jagd sich auf ein rationales Gerüst stützen kann im Streit gegen nackte Emotionen der städtischen Gesellschaft. Deshalb ist im ländlichen Raum Österreichs nach wir vor der "Jager" der erste Ansprechpartner, wenn es um Wildtiere geht, nicht nur beim Verkehrsunfall, sondern auch beim Fundtier oder bei Naturschutzfragen. Es geht dort einfach mehr um die Sache selbst als um das Zeug Drumherum. Tu felix Austria.
... und nicht vergessen: Die Bewerbungsfrist für den nächsten Universitätslehrgang Jagdwirt/in läuft bis Mitte Dezember!